Robert Naumann


Chaussee der Enthusiasten

Samstag, 31. März 2012

Warnung vor schlechten Imbissen (Teil 1)

Warnen möchte ich davor, bei dem Döner-Imbiß am Alexanderplatz, der sich rechterhand befindet, wenn man die Treppen zur U-Bahn hinuntergelaufen ist, einen Gemüse-Kebap zu bestellen. Auch nicht, wenn man Vegetarier ist und vor Hunger gerade stirbt. Fritiertes Gemüse sollte laut Speisetafel in der Brottasche drin sein. Meine Annahme, dass nun frisches Gemüse in den Frittierkorb geworfen werden würde, erwies sich als falsch. Das Befüllen des Fladenbrotes mit dem Gemüse konnte ich leider nicht mitverfolgen, da der Imbißverkäufer mir dazu den Rücken kehrte und in einer Ecke offenbar irgendwas aus einer Schüssel holte. Irgendwas bestand, wie ich dann feststellen durfte, aus zwei kleinen Teilen Broccolistrunk, zwei Mohrrübenscheiben und mutmaßlich einer Kartoffelscheibe, aber da bin ich mir nicht sicher. War jedenfalls weich und gelb. Das Gemüse war eiskalt und auch nicht frittiert, sondern in Spülwasser gekocht. Hat locker für Platz 3 meiner schlimmsten Imbißerfahrungen gesorgt. (Platz 2 und 1 werden auch noch vorgestellt).
Wird fortgesetzt.

Montag, 26. März 2012

Körperfettreduzierungsaktionszwischenstandsmeldung

Bilanz nach knapp drei Wochen: Gewicht von 88,6 kg auf 85,3 kg reduziert, der Körperfettanteil ist von 30,8 auf 28,1 Prozent gesunken. Die Maßnahmen waren simpel: Verzicht auf Wurst und Fleisch, weniger Alkohol, jeden Tag ein mindestens halbstündiger Spaziergang nach dem Mittagessen, einmal die Woche Tischtennis. Die Portionen zu den Mahlzeiten sind nicht viel kleiner geworden, ich achte aber drauf, abends möglichst nicht so viel zu essen. Ich koche nach wie vor mit Lust und Liebe und sorge dafür, dass es mir schmeckt, weswegen ich bei den Orecchiette mit Broccoli auch nicht auf reichlich Pecorino verzichtet habe, denn der macht dieses simple Essen aus gerade mal sechs Zutaten (Orecchiette, Broccoli, Chili, Knoblauch, Olivenöl, Pecorino oder Parmesan) zu einer echten Gaumenfreude.
Erklären muss ich da nichts, glaube ich. Ich empfehle allerdings, zu diesem Gericht tatsächlich ausschließlich Orecchiette zu nehmen, weil es mit anderen Nudeln nur halb so gut schmeckt. Klingt komisch, ist aber so.







Böser Oskar

Heute in der Berliner Zeitung wird Sigmar Gabriels Reaktion auf die Landtagswahl im Saarland zitiert:

"Oskar Lafontaine hat es geschafft, zum dritten Mal in Folge eine CDU-Regierungschefin oder einen CDU-Regierungschef in das Regierungsamt zu bringen."

Auch wenn ich durch gelegentliches, nur durch meine masochistische Ader erklärbares Verfolgen von Bundestagsdebatten auf dem Fernsehsender Phoenix schon lange zu der Erkenntnis gekommen bin, dass eine durchschnittliche Kindergartengruppe in puncto Reife und Kommunikationsverhalten den Großteil unserer Politiker locker in die Tasche steckt, bin ich doch immer wieder erstaunt, dass sich sogenannte Volksvertreter wie Gabriel immer wieder zu Aussagen mit einem dermaßen hohen Gehalt an Fremdschämpotential hinreißen lassen.
Das ist doch völlig plemplem, oder? Soll er doch gleich sagen: "Wir haben verloren, der Oskar ist schuld. Bäh. Darum spielen wir auch nicht mehr mit dem, nie wieder." Dann wären zumindest Form und Inhalt auf dem gleichen Level.

Mittwoch, 21. März 2012

Ich geb's auf

"Ein Triumph" Frankfurter Allgemeine Zeitung

Das steht auf dem Umschlagrücken von Thomas Pynchons "Mason & Dixon", welches ich mir vor einiger Zeit in der Bibliothek lieh, um die Bibliothekarin zu beeindrucken, die mir allerdings nicht mal ein anerkennendes Nicken schenkte.
Ein Triumph also. Aber für wen? Nun, im Fall Pynchon vs. Naumann ganz sicher für Pynchon, denn ich gebe auf. Und das schon nach fünfzig Seiten. Nicht, weil es schlecht wäre, das kann ich überhaupt nicht beurteilen. Aber es erfordert ein dermaßen hohes Maß an Aufmerksamkeit, Konzentration und eisernem Willen, den Faden nicht zu verlieren, den Überblick zu behalten und Fremdwörter nachzuschlagen, dass ich mich entschlossen habe, lieber endlich mit diesem Buch anzufangen, das schon seit über einem Jahr ungelesen rumliegt.
Ich muss mich nicht entspannen müssen bei einem Buch, aber wenn es in Arbeit ausartet, dann macht mir mein Hang zur Bequemlichkeit einfach einen Strich durch die Rechnung. Soll ich es noch mal mit einem anderen Pynchon versuchen? Hat jemand einen Tipp?

Montag, 12. März 2012

Spaghetti aglio, olio e peperoncino
















Ich liebe die Form und Konsistenz von Spaghetti, dieses Gefühl im Mund, wenn man die aufgerollten Nudeln in selbigen schlürft. Und darum liebe ich dieses Gericht, bei dem die Spaghetti so fast nackt bleiben, und esse es mindestens alle zwei Wochen. Es ist ja auch so einfach und schnell zubereitet.
Knoblauch klein schneiden, dann bestreue ich ihn mit grobem Meersalz und zerquetsche ihn mit einem breiten Messer. Eine Chili-/Pepperonischote häuten (ich mache dass, weil ich es hasse, diese Haut zwischen den Zähnen zu haben, außerdem wird das Gericht bekömmlicher, finde ich), indem man sie in den Ofen legt und wartet, bis die Haut schwarz wird, dann kann man sie wunderbar abziehen. Die Schote ebenfalls kleinschneiden. Je nach gewünschter Schärfe die Samen wegschmeißen oder zusammen mit der kleingeschnittenen Schote und dem Knoblauch in eine Pfanne mit viel gutem Olivenöl geben und mäßig erhitzen. Der Knoblauch darf nicht braun werden, aber wenn er so goldfarben wird, dann ist es gut. Spaghetti kochen, ich mag die dickeren Varianten wie die von De Cecco. Kurz abtropfen lassen und dann mit in die Pfanne geben. Weil es farblich sehr schön ist und weil es sehr gut mit den anderen Zutaten harmoniert, gebe ich dann noch kleingehackte Petersilie dazu. Guten Appetit!

Buchtipp

Ärgerlich an Büchern wie dem vor kurzem erschienenen "Stresstest Deutschland - Wie gut sind wir wirklich?" von Jens Berger ist die Tatsache, dass sie vermutlich nicht von Bild-Lesern, sondern zum Großteil von denjenigen gelesen werden, die schon vor der Lektüre des Buches die Politik in Deutschland kritisch hinterfragt haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass etwas mächtig schief läuft. Das ist schade, aber dafür kann ja Jens Berger nichts.
Man müsste die Masse der Bild-Leser und SPD-, CDU-, und FDP-Wähler dazu zwingen, dieses Buch zu lesen, und sie danach befragen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es einige gäbe, die ihr Erstaunen darüber zum Ausdruck bringen würden, von diesem und jenem nichts gewußt zu haben.
Auch mir war einiges neu, so z.B. das 2004 von der Bundesregierung verabschiedete, unfassbar dreiste Personalaustauschprogramm "Seitenwechsel", welches zuvor vom Bundesministerium des Inneren und der Deutschen Bank ausgearbeitet worden war. Dieses Programm sah vor, Mitarbeitern von Verbänden und Unternehmen die Gelegenheit zu geben, in den Ministerien mitzuarbeiten, während dafür im Austausch Beamte der Ministerien in die freie Wirtschaft reinschnuppern sollten. Das angebliche Ziel: ein "langfristiger Wissenstransfer und ein Mentalitätswechsel" in der Bundesverwaltung.
Während sich die Lust der Beamten auf den "Seitenwechsel" in Grenzen hielt, nahmen die Vertreter der Unternehmen und Verbände das Angebot mit Kusshand an und konnten so ganz legitim ihre Interessen in den jeweiligen Ministerien durchsetzen. Wahnsinn, oder?
Von den vielen weiteren Zusammenhängen zwischen Politik und Wirtschaft, die im Buch dargestellt werden, war mir das meiste bekannt, aber es ist trotzdem erschreckend, die Belege dafür in solch einer Dichte schwarz auf weiß vor sich zu haben.
Die größte Stärke des Buches besteht darin, auch für wirtschaftspolitische Halbgebildete wie mich wunderbar anschaulich die Unterschiede zwischen Betriebs- und Volkswirtschaft, die Folgen eines Exportüberschusses auf die Binnennachfrage und den Segen der Staatsanleihen für den Bankensektor zu erklären.
Kauft das Buch und verleiht es in eurem Bekanntenkreis an jene Leute, die die SPD immer noch für sozialdemokratisch und die derzeitige Wirtschaftspolitik für alternativlos halten. Und beherzigt das, was Jens Berger im letzten Kapitel schreibt: Empört euch! Werdet aktiv!

Dienstag, 6. März 2012

Ohne Titel

Die Überschriftenausdenker beim Focus haben es sicher auch nicht leicht. Irgendwie müssen die Schlagzeilen Klicks generieren, aber als seriöses Magazin kann man schlecht "Hitlers zweiter Hoden gefunden!" titeln, wenn es im Artikel eigentlich um die Fruchtbarkeit von Männern über sechzig geht.
Findigkeit ist also gefragt, und wenn der Focus über zwei Forscher Spinner schreibt, die sich zugegebenermaßen abstruse Gedanken darüber gemacht haben, ob man Föten und Neugeborene nicht gleichsetzen und darum auch die Tötung von Neugeborenen erlaubt sein müsse, dann lautet die Schlagzeile beim Focus natürlich:


Schweine, alles Schweine

Wahrscheinlich, weil es mir bisher kein Begriff gewesen war, vielleicht auch, weil die Zahl der beabsichtigten oder bereits vollzogenen Schließungen von kulturellen Einrichtungen in Berlin-Pankow mittlerweile kaum noch überschaubar ist, jedenfalls war das Panke-Museum in der Heynstraße bisher nicht auf meinem Kulturabbauradar aufgetaucht.
Und erst, als ich vor ein paar Tagen zufällig auf dieses wunderbare Museum gestoßen und am Sonntag spontan mit den Kindern dort aufgekreuzt war, erfuhr ich von einem der engagierten und auskunftfreudigen Mitarbeiter, dass das Panke-Museum auf der gleichen Liste steht wie die Wabe, das Theater unterm Dach, Stadtteilbibliothek und Musikschule in Buch, etc. ... Komisch, ich hab mich überhaupt nicht gewundert.
Es geht um die Summe von 54000 Euro im Jahr. Das ist ein so dermaßen unglaublich lächerlich kleiner Betrag für einen Bezirkshaushalt und dessen Einsparung an dieser Stelle genauso unsinnig, als würde ich, weil ich bemerkt habe, dass ich am Ende des Monats immer zweitausend Euro zuviel ausgegeben habe (Puff, Drogen, Wein, Weib und Gesang), mein Sparprogramm damit starten, dass ich auf den täglichen Spaziergang verzichte, weil sich davon meine Schuhsohlen schneller abnutzen.

Ich kann nur empfehlen, sich die nahezu originalgetreu erhaltene Wohnung des Stuhlrohrfabrikanten Fritz Heyn (das Museum) noch anzusehen, solange es möglich ist und sich in die dort ausliegenden Unterschriftenlisten gegen die Schließung einzutragen.

Panke-Museum, Heynstr. 8
Öffnungszeiten: Di, Do u. So, 10 - 18 Uhr