Robert Naumann


Chaussee der Enthusiasten

Dienstag, 25. September 2012

Wie ich mal nicht bei Maischberger war


Ich nehme an, wenn mir die Entscheidung nicht abgenommen worden wäre, hätte die Mischung aus Widerwillen, Angst und Ekel die Oberhand behalten. Aber so richtig sicher bin ich mir da jetzt immer noch nicht.
Um ein Haar hätte ich jetzt im Flugzeug nach Köln gesessen, auf dem Weg zur Aufzeichnung von "Menschen bei Maischberger". Dort hätte ich unter anderem mit Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky über Ober- und Unterschicht, über Arbeit und Arbeitslosigkeit diskutiert. Ob mir das wirklich gelungen wäre? Ich bezweifle es. Ich hätte mich gründlich vorbereitet, ja. Aber wenn ich schon im wirklichen Leben ein rhetorisch Minderbegabter bin, dann dürften Fernsehkameras, Scheinwerfer und Publikum aus mir einen stammelnden Idioten machen. Das war einer der vielen Gründe, die klar für eine Absage sprachen, als am Mittwoch letzter Woche per E-Mail die Anfrage von "Menschen bei Maischberger" kam. Und doch habe ich in den knapp zwei Tagen, bis mir am Freitag die Entscheidung abgenommen wurde, die absolute Hölle durchlebt. Für viele ist das eventuell nicht nachvollziehbar, aber ich übertreibe nicht. Mir war phasenweise schlecht vor Verzweiflung, mein Magen rebellierte und ich war unfähig, irgendeiner Beschäftigung nachzugehen. Ich glaube nicht, dass ich in den vierzig Stunden irgendeinen Moment lang nicht damit beschäftigt war, Vor- und Nachteile abzuwägen, meinen Bauch zu fragen und meinen Kopf, Kollegen und Kinder um Rat zu bitten, es half alles nichts.
Es gab nur einen einzigen Grund, bei dieser Sendung mitzumachen, aber der war so schwergewichtig, dass er sich gegenüber den vielen Argumenten, die dagegen sprachen, nicht unterkriegen ließ: Geld. Die Möglichkeit, dass ein in die Kamera gehaltenes Exemplar meines Buches den Verkauf so ankurbeln würde, dass es doch noch die Spiegel-Bestsellerliste erreicht, war für mich von existenzieller Bedeutung, auch im Hinblick auf die Zukunft, auf weitere Bücher, die natürlich besser an Verlage und Leser zu bringen waren, wenn man schon mal einen Bestseller hatte.
Wäre es nicht sogar fahrlässig, sich so eine Chance engtgehen zu lassen? Der Aufwand war ja überschaubar: nach Köln fliegen, 75 Minuten Aufzeichnung über sich ergehen lassen mit dem Risiko, sich zu blamieren, zurückfliegen. Unangenehm für mich, keine Frage, ich bin das Gegenteil von einer Rampensau, aber da musste man durch, vor allem, wenn so weitreichende positive Auswirkungen winkten.
Das Problem ist: das Wort "unangenehm" beschreibt nicht im Entferntesten zutreffend, wie mir beim Gedanken daran zumute ist, bei etwas wie einer Talkshow mitzumachen. Jede Faser meines Körpers sträubt sich dabei und jede Gehirnzelle funkt: ICH WILL DAS NICHT! Stellt euch vor, ihr wärt Vegetarier und müsstet einem Schlachtfest beiwohnen mit anschließendem Verzehr diverser Innereien, oder ihr habt panische Flugangst und müsstet eine Stewardessenausbildung absolvieren, dann habt ihr ungefähr eine Ahnung, was in mir vorging. Das ist einfach nicht meine Welt.
Zum Glück für mich kam die Anfrage extrem kurzfristig. Die Vorstellung, sich wochen- oder gar monatelang mit dem Problem herumzuschlagen, macht mir Angst. Am Mittwoch kam die Anfrage, am Donnerstagmorgen rief ich zurück. Die Dame am Telefon erklärte mir, die Planungen seien nun doch schon abgeschlossen. Ich wusste noch gar nicht, ob ich mich freuen oder ärgern sollte, als sie wieder anrief und mich um ein schnelles Treffen bat noch am selben Tag bat, man plane nun doch mit mir.
Bisher war ich noch recht entspannt gewesen, da noch nichts wirklich greifbar war, aber nun wurde es ernst und das wirkliche Martyrium begann dann nach dem Vorgespräch, als sie mir mitteilten, dass sie sich am nächsten Tag bei mir melden würden.
Übrigens konnte ich während des Gesprächs durch eine Glastür einen Mitarbeiter Golf spielen sehen und hätte beinah laut losgeprustet, ich weiß gar nicht genau warum. Das war so, wie wenn du nach Frankreich fahren würdest und die Leute hätten tatsächlich alle ein Baguette unterm Arm. Aber vielleicht spielte er ja auch irgendwie ironisch gebrochen Golf.
Wieder zu Hause sprang ich im Sekundentakt zwischen "Ich zieh das einfach durch!" und "Den Mist tu ich mir nicht an!" hin und her. Es war die Hölle, Hölle, Hölle. Und die Nacht war natürlich schlaflos.
Als am Freitagvormittag das Telefon klingelte, hatte ich lediglich die Entscheidung getroffen, nochmal um eine kurze Bedenkzeit zu bitten, falls man mir zusagen würde. (Sinnlos natürlich. Je länger die Zeit verstrich, um so verzweifelter wurde ich nur, einer Entscheidung brachte mich das nicht näher.)
Und dann wurde ich erlöst, man bedauerte, sich diesmal gegen mich entschieden zu haben. Im Prinzip war es das beste, was mir passieren konnte, denn eine eigene Entscheidung, egal, wie sie ausgefallen wäre, hätte ich womöglich noch ewig hinterfragt.
Eine kleine Warnung kam aber noch: man hätte ja jetzt meine Daten, und sie könnten sich vorstellen, mich vielleicht zu einer anderen Sendung mal einzuladen. Oh Mann. Ich freu mich jetzt schon darauf, die richtige Entscheidung zu treffen.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Song der Woche

Schon im Vorprogramm beim Kitty, Daisy & Lewis-Konzert hat sie mich absolut begeistert, und dieser Song haut mich immer wieder um. Mir ist schleierhaft, warum das kein Hit wird und warum diese Frau, die zudem auch noch gut aussieht, nicht schon lange ein Popstar ist.


Mittwoch, 9. Mai 2012

Harzer Fauna


Seit zehn Jahren hatte ich keinen mehr gesehn, vor knapp zwei Wochen im Südostharz flatterten mir innerhalb von zehn Minuten gleich drei entgegen:  Trauermäntel.
Kann gar nicht sagen warum, aber ich freue mich immer wahnsinnig darüber, irgendwelche Tiere zu sehen. Und wenn das letzte Treffen dann auch noch so lange her war, dann bin ich nicht weit davon entfernt, vor Freude auszuflippen.



Von diesem Käfer dachte ich immer, er hieße Smaragdkäfer, jetzt weiß ich es besser: Es ist der "Goldglänzende Laufkäfer". Schön.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Seid dabei!

Heute, 13 Uhr, Senefelderplatz: Machtvolle Demonstration zum Internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen. Gegen den Zwang zur Lohnarbeit, gegen sinnlose Produkte, für ein bedingungsloses Grundeinkommen!

Samstag, 31. März 2012

Warnung vor schlechten Imbissen (Teil 1)

Warnen möchte ich davor, bei dem Döner-Imbiß am Alexanderplatz, der sich rechterhand befindet, wenn man die Treppen zur U-Bahn hinuntergelaufen ist, einen Gemüse-Kebap zu bestellen. Auch nicht, wenn man Vegetarier ist und vor Hunger gerade stirbt. Fritiertes Gemüse sollte laut Speisetafel in der Brottasche drin sein. Meine Annahme, dass nun frisches Gemüse in den Frittierkorb geworfen werden würde, erwies sich als falsch. Das Befüllen des Fladenbrotes mit dem Gemüse konnte ich leider nicht mitverfolgen, da der Imbißverkäufer mir dazu den Rücken kehrte und in einer Ecke offenbar irgendwas aus einer Schüssel holte. Irgendwas bestand, wie ich dann feststellen durfte, aus zwei kleinen Teilen Broccolistrunk, zwei Mohrrübenscheiben und mutmaßlich einer Kartoffelscheibe, aber da bin ich mir nicht sicher. War jedenfalls weich und gelb. Das Gemüse war eiskalt und auch nicht frittiert, sondern in Spülwasser gekocht. Hat locker für Platz 3 meiner schlimmsten Imbißerfahrungen gesorgt. (Platz 2 und 1 werden auch noch vorgestellt).
Wird fortgesetzt.

Montag, 26. März 2012

Körperfettreduzierungsaktionszwischenstandsmeldung

Bilanz nach knapp drei Wochen: Gewicht von 88,6 kg auf 85,3 kg reduziert, der Körperfettanteil ist von 30,8 auf 28,1 Prozent gesunken. Die Maßnahmen waren simpel: Verzicht auf Wurst und Fleisch, weniger Alkohol, jeden Tag ein mindestens halbstündiger Spaziergang nach dem Mittagessen, einmal die Woche Tischtennis. Die Portionen zu den Mahlzeiten sind nicht viel kleiner geworden, ich achte aber drauf, abends möglichst nicht so viel zu essen. Ich koche nach wie vor mit Lust und Liebe und sorge dafür, dass es mir schmeckt, weswegen ich bei den Orecchiette mit Broccoli auch nicht auf reichlich Pecorino verzichtet habe, denn der macht dieses simple Essen aus gerade mal sechs Zutaten (Orecchiette, Broccoli, Chili, Knoblauch, Olivenöl, Pecorino oder Parmesan) zu einer echten Gaumenfreude.
Erklären muss ich da nichts, glaube ich. Ich empfehle allerdings, zu diesem Gericht tatsächlich ausschließlich Orecchiette zu nehmen, weil es mit anderen Nudeln nur halb so gut schmeckt. Klingt komisch, ist aber so.







Böser Oskar

Heute in der Berliner Zeitung wird Sigmar Gabriels Reaktion auf die Landtagswahl im Saarland zitiert:

"Oskar Lafontaine hat es geschafft, zum dritten Mal in Folge eine CDU-Regierungschefin oder einen CDU-Regierungschef in das Regierungsamt zu bringen."

Auch wenn ich durch gelegentliches, nur durch meine masochistische Ader erklärbares Verfolgen von Bundestagsdebatten auf dem Fernsehsender Phoenix schon lange zu der Erkenntnis gekommen bin, dass eine durchschnittliche Kindergartengruppe in puncto Reife und Kommunikationsverhalten den Großteil unserer Politiker locker in die Tasche steckt, bin ich doch immer wieder erstaunt, dass sich sogenannte Volksvertreter wie Gabriel immer wieder zu Aussagen mit einem dermaßen hohen Gehalt an Fremdschämpotential hinreißen lassen.
Das ist doch völlig plemplem, oder? Soll er doch gleich sagen: "Wir haben verloren, der Oskar ist schuld. Bäh. Darum spielen wir auch nicht mehr mit dem, nie wieder." Dann wären zumindest Form und Inhalt auf dem gleichen Level.