Robert Naumann


Chaussee der Enthusiasten

Samstag, 24. Dezember 2011

Jetzt poste ich hier tatsächlich nur noch Kochrezepte, ich fasses ja nicht










Ich bin mir ziemlich sicher, an Heiligabend noch nie was anderes als Hühnerbrühe mit selbstgemachten Nudeln gegessen zu haben.
Es hat etwas so wohltuendes, die heiße Brühe zu schlürfen, dass ich mich frage, warum ich das nicht viel öfter koche. Dabei ist es so einfach.
Hatte gestern beim Zubereiten der Hühnerbrühe (die ich immer am Vortag zubereite, dann kann man das Fett am nächsten Tag schön einfach abschöpfen) wahnsinnig gut ausgeleuchtete und kunstvoll arrangierte Fotos geschossen, aber leider war die Speicherkarte nicht drin.
Man braucht: ein Huhn (eine Poularde ist gut, ein Suppenhuhn ist okay, wenn man auf viel und saftiges Fleisch verzichten kann, ein schnödes Hähnchen tuts auch)
ein Bund Suppengrün, eine Zwiebel, Wasser, Salz. Das war's schon. Suppengrün kleinschneiden, die Zwiebel mit Schale halbieren und die Schnittflächen in einer Pfanne anrösten, alles mit dem Huhn in einen Topf, mit Wasser bedecken, salzen, langsam erhitzen und dann einfach eine Stunde ganz leicht blubbern lassen. Also, die Wasseroberfläche darf wirklich nur ab und zu mal ein Bläschen bilden, auf keinen Fall Wellen schlagen. Den Schaum und die Trübstoffe zwischendurch abschöpfen. Nach ca. einer Stunde das Huhn rausnehmen, enthäuten, das Fleisch vom Knochen lösen und in mundgerechte Stücke schneiden und alles andere wieder in den Topf. Dann lasse ich die Brühe noch mal schön vor sich hin simmern, für eine oder zwei Stunden. Die Brühe durch ein mit einem Küchentuch ausgelegtes Sieb gießen. In den Kühlschrank und am nächsten Tag das erkaltete Fett auf der Oberfläche abschöpfen. Fertig. Heilt alle Krankheiten.
Die Zubereitung der Nudeln erklärt sich aus den Bildern.

Frohe Weihnachten!

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Es ist ein Hörgerät


Da haben sich die zwei Leser meines Blogs am Fotorätsel ganz schön die Zähne ausgebissen, auf die richtige Lösung ist trotzdem keiner gekommen.
Das nun komplette Foto zeigt eines der zwei neuen Hörgeräte, für die ich mich jetzt nach intensiver Herumprobiererei mit verschiedenen Gerätetypen entschieden habe. Es ist wirklich ein Wahnsinn. Ich bin neulich ernsthaft erschrocken, als ich mir ein Glas Sekt einschenkte und plötzlich Geräusche aus dem Glas kamen. Wer ahnt denn schon, dass ein Getränk so einen Krach machen kann. Aber vielleicht hören das Normalhörende gar nicht? Mit meiner Brille und den Hörgeräten bin ich ja so eine Art Cyborg und euch Normalsterblichen wahrscheinlich haushoch überlegen.
Ob man unterschiedliche Sektsorten am Geräusch erkennen kann? Wäre was für "Wetten dass". Ich fang schon mal an zu trainieren.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Geschmorter Gaul


Wie Kollege Robert Weber werde ich hier ab und zu posten, wovon ich mich ernähre.
Neulich bei Kaisers diese Verpackung mit Pferdegulasch gesehen und mitgenommen. Normalerweise kaufe ich kein in kleine Stücke geschnittenes Fleisch, aber da ich noch nie Pferd gegessen hatte und der Preis erstaunlich moderat war, habe ich zugegriffen.
Da Pferde dazu neigen, pausenlos rumzurennen und ihrem muskulösen Körper kaum die Chance geben, ein wenig Fett anzusetzen, habe ich für eine Zartheitsgarantie die Fleischstücke in einen Tiefkühlbeutel mit Buttermilch geworfen, ein paar angeknackste Wacholderbeeren dazugegeben und das dann erst mal drei Tage rumliegen lassen.
Dann gestern einen Soßenansatz hergestellt aus einer Menge Zwiebeln, die schön langsam gebräunt wurden, etwas Tomatenmark, Rotwein, Gewürzen. (Lorbeerblatt, Paprika, Salz, Pfeffer)
Heute die Fleischstücke abgespült und ohne anzubraten in die Soße gebettet, und dann lange, lange ganz sanft vor sich hin schmoren lassen.
Die schlesischen Kartoffelklöße dazu sind schnell gemacht: mehligkochende Kartoffeln in der Schale garen, gut ausdünsten lassen, pellen, durch die Kartoffelpresse drücken und mit Kartoffelstärke zu einem Teig verarbeiten, eventuell noch ein Eigelb dazu, etwas frischgeriebene Muskatnuß und Salz. Klöße formen (die schlesischen sind eher scheibenförmig mit einer Vertiefung in der Mitte), ins aufgekochte Salzwasser legen und ziehen lassen.
Mir hat's geschmeckt.

Ach ja, es sei nochmal erwähnt: heute abend, 21 Uhr in der Kohlenquelle, Buchpremiere von "Ich hartz dann mal ab", mit dem fabelhaften Konrad Endler als musikalischem Begleiter.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Ich bin schon ganz aufgeregt

Buchpremiere
"Ich hartz dann mal ab - Bekenntnisse eines kleinen Schmarotzers"
Robert Naumann liest und Konrad Endler singt

Am Dienstag, den 13.12.2011 um 21 Uhr feiere ich meine Buchpremiere in der Kohlenquelle.
Ich werde aus dem Buch vorlesen und weil mir das alleine zuviel Arbeit wäre, hat Surfpoet Konrad Endler seine Unterstützung zugesagt. Er wird zwischen den Texten musikalische Unterhaltung der Extraklasse präsentieren. Für die Freunde der optischen Illusion steht ein Beamer bereit, den wir vielleicht sogar benutzen werden.

Nochmal zum mitschreiben:

13.12.2011um 21 Uhr in der Kohlenquelle (im Keller), Kopenhagener Str. 16 (unweit vom S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee)
Einlaß ab 20.30 Uhr
Eintritt: 3 Euro

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Ich brauch eine neue F5-Taste, meine ist schon voll zerfleddert

Ich lebe nur noch von Stunde zu Stunde. Keine Ahnung, ob eine Stunde sechzig Minuten hat oder 3600 Sekunden, eine Stunde ist für mich der Zeitraum, in dem beim Amazon-Verkaufsrang meines Buches definitiv nichts passiert. Weil das Aktualisierungsteam von Amazon immer nur zur vollen Stunde auf den Aktualisierungsknopf drückt. Hallo ihr von Amazon, könnt ihr mir mal sagen, was ich in der Zeit dazwischen machen soll?

Noch eine Anmerkung: Amazon ist böse und ich schäme mich. Und auch wenn mir das Herz bricht, wenn ich von Rang 17.863 auf Rang 21.922 abstürze: Kauft mein Buch beim kleinen Buchhändler oder bei mir und nicht bei denen.

Heute, 21 Uhr im Pfefferberg, Haus 13, bin ich als Konrad Endlers Vertretung zu Gast bei den Surfpoeten.

Montag, 5. Dezember 2011

Etikettenschwindel


Als ich vor ein paar Jahren eine vom Jobcenter verordnete Weiterbildung absolvieren musste, die so sinnvoll war wie zwei Kröpfe, und dann das oben abgebildete Produkt im Regal eines Discounters stehen sah, hielt ich es für meine Rettung. Gleich den halben Flascheninhalt hatte ich ins Badewasser geschüttet, um auf Nummer Sicher zu gehen und vielleicht mit einer schönen Nasennebenhöhlenentzündung wieder der Badewanne zu entsteigen. Bestimmt zwei Wochen Krankschreibung wäre die Belohnung gewesen. Aber nicht mal einen leichten Schnupfen konnte der Badezusatz "Erkältung" bewirken. Wahrscheinlich hat bloß wieder der Badezusatzetikettenbeschrifter-Azubi gepatzt.

Freitag, 2. Dezember 2011

Ein frühes Meisterwerk





















Neulich beim Aufräumen diesen Brief gefunden, den ich siebenjährig und im Internat wohnend an meinen Bruder schrieb. Rätselhaft ist, weshalb der Brief sich in meinem Besitz und nicht dem meines Bruders befindet. Aber dieses Rätsel soll hier nicht gelöst werden.
Ich habe mal versucht, den Text als möglichst neutraler Leser zu analysieren und zu rezensieren. Dazu habe die einzelnen Sätze mal genauer unter die Lupe genommen. Hier das Ergebnis:

Lieber Felix!
Lieber Felix, ich hoffe, dass du in drei Wochen noch gesund bist.

Auffällig ist die Wiederholung der Anrede im ersten Satz, offenbar ein frühes Stilmittel des jungen Autors. Merkwürdig erscheint der zeitlich so genau definierte Wunsch nach der Gesundheit des Bruders. In drei Wochen. Der erste Gedanke, der sich einem aufdrängt: in drei Wochen fährt der Autor des Briefes nach Hause und möchte sich nicht anstecken. Es ist also vor allem der Wunsch nach der eigenen Gesundheit, der zwischen den Zeilen zu lesen ist. Womöglich erste Anzeichen von Egozentrik, die der Autor hier sprachlich noch zu verdrängen versucht.
Diese These bekommt allerdings Risse, wenn man das Datum des Briefes genauer betrachtet: der 21.11.1980. Da die Weihnachtsferien aber erst am 20.12.1980 beginnen, würde eine gute Gesundheit des Bruders in drei Wochen dem Autor wenig nützen. Ist es also vielleicht ein etwas ungelenker erster Versuch, seine Texte mit Humor zu würzen? Wenn man aber von der Matheschwäche des Autors weiß, bekommt These Nummer Eins doch wieder deutlich Aufwind.

Ich habe einen Untersetzer aus Perlen gemacht.

Diese Information hängt ein wenig hilflos zwischen dem einleitenden Wunsch nach Gesundheit und der folgenden, deutlich emotionaler und farbiger gestalteten Schilderung der Vorfreude auf das Zuhause. Und doch blitzt hier auf, was den späteren Autor auszeichnet: das Lakonische, der Verzicht auf schmückendes Beiwerk, das bedingungslose Komprimieren des Satzes, bis dieser kaum noch Luft bekommt.

Ihr wißt ja, dass am 20. Dezember Ferien sind, große Weihnachtsferien, da freue ich mich sehr darauf, weil wir da wieder beisammen sind. Ich freue mich auch sehr darauf, wenn ihr mir erlaubt, dass wir mit dem Schlappohr Geburtstag feiern, ich habs ja in der Karte geschrieben.

Ein ganz anderer Autor scheint plötzlich am Werk. Eine emotionale Wucht und sprachliche Tiefe reißen den Leser unweigerlich mit und lassen ihn teilhaben an der schier überbordenden Freude des Knaben. Der Brief wendet sich nun an die ganze Familie und schon mit der Einleitung: "Ihr wißt ja", baut der Autor geschickt und wie nebenbei eine Brücke zu seinen Eltern und Geschwistern, indem er ihnen klarmacht: Ich bin von euren intellektuellen Fähigkeiten überzeugt. Spprachlich ist das ganze wie aus einem Guß, und die dezente Verwendung von Aliterationen - "weil wir da wieder" - lässt bereits das große Potential des Autors erahnen.
Nachdenklich macht das auf Unsicherheit und Ängstlichkeit hindeutende eingeschobene "wenn ihr mir erlaubt". Wenn der Junge sich nicht einmal sicher ist, ob die Eltern etwas so Harmloses wie die Geburtstagsfeier eines Plüschtiers erlauben, scheinen übertriebene Strenge und Autorität der Eltern seine Kindheit bestimmt zu haben.
(Liebe Eltern, falls ihr hier mitlest: ist nur Spaß!)

Mir gefällt es im Internat sehr und ich spiele auch gut.

Hier knüpft der Autor an den Stil von "Ich habe einen Untersetzer aus Perlen gemacht" an. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass das Wörtchen "auch" den Satz mit enormer Spannung auflädt. Liest man "auch" betont, will der Junge darauf hinweisen, dass er den anderen Kindern in Sachen Spielen in nichts nachsteht. Unbetont gelesen will der Satz nur mitteilen, dass ihm nicht nur das Internatsleben, sondern auch das Spielen Freude bereitet. Die Interpretation überlässt der Autor dem Leser. Das ist ohne Wenn und Aber moderne Literatur allererster Güte, statt eines verzehrfertigen Hamburgers, der zwar satt, aber nicht glücklich macht, werden dem Leser die Zutaten für ein exquisites Mahl vorgesetzt, doch kochen möge er allein. Intelligenz und Kreativität vorausgesetzt, erwartet den modernen Literaturfreund eine Geschmacksexplosion, ein unvergeßliches Fünf-Sterne-Menü, das Schuhbeck, Witzigmann und Co. wie minderbegabte Schulkantinenköche aussehen läßt.

Heute hatten wir eine Grammatikarbeit geschrieben, ich zensier es euch mal. Ich hatte auch mit eine 1.

Dass Egozentrik und Bescheidenheit keine unüberbrückbaren Gegensätze bilden müssen, beweist der Autor mit dieser Information. Die Ergebnisse der Mitschüler sind ihm ebenso wichtig wie der eigene Erfolg, und der schnoddrig-lässige Ton von "Ich hatte auch mit eine 1" zeigt, wie wichtig dem Autor die Erkenntnis ist, dass es andere Kinder gibt, die ihm in Sachen Grammatik durchaus das Wasser reichen können, ohne dass er daran zugrunde gehen müsste.
Sprachlich ist das Ganze etwas bieder, aber nach den furiosen letzten Zeilen ist man fast froh, wieder in ruhigeres Fahrwasser geleitet zu werden und ein wenig Entspannung zu finden.

Wir mussten in Röhrchen pullern, dreimal und ich bin schon fertig und die anderen Kinder auch.

Wieder werden die Mitschüler nicht vergessen, auch wenn nachvollziehbarerweise das eigene formidable Ergebnis im Mittelpunkt steht. Und wieder wird der Leser im Dunkeln gelassen, die klare Sprache steht in krassem Gegensatz zum nebulösen und mysteriösen Inhalt. Waren die Toiletten kaputt? Oder mussten die Kinder Urinproben abgeben, weil sie möglicherweise alle krank waren? Und hat das etwas mit dem Wunsch zu tun, der Bruder möge in drei Wochen noch gesund sein?
Man muss schon sagen, leicht verdauliche Kost ist das nicht, was der Autor bietet. Konsalikleser sind an der falschen Adresse bei diesem Höllenritt durch den Dschungel der Gedanken- und Gefühlswelt eines gerade siebenjährigen Internatskindes. Man muss sich einlassen auf die komplexe und von Rätseln durchwobene Story und das eigene Gehirn muss mitunter Schwerstarbeit verrichten, aber am Ende wird man reichlich belohnt.

In Musik hat uns Frau Knaust 2 Geschichten von Til Eulenspiegel erzählt. Wir haben mit Frau Förster ein neues Märchen gelesen: Hans und der Riese.

Der Brief schließt mit unterschwelligen Literaturempfehlungen für die Familie. Vieles hat man erwartet, aber das ganz bestimmt nicht. Und das ist großartig. Der Erwartungshaltung des Lesers eine konsequente Absage zu erteilen ist so mutig wie brilliant. Mehr ist nicht zu sagen. Nur eines noch: Nun dreißig Jahre nach dem Verfassen des Briefes wird einem bewusst, dass der Autor mit dem dezenten Hinweis auf Til Eulenspiegel wahrscheinlich bereits andeuten wollte, in welche Richtung ihn sein literarischer Weg führen wird.
Ganz klar fünf Sterne von mir!

PS: Bitte um Hinweise, warum die Bilder oben nicht ordentlich nebeneinander stehen, sondern so blöd versetzt. Ich konnte die irgendwie nicht verschieben.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Mein erster Eintrag

In Werkskantinen wird darüber ähnlich leidenschaftlich diskutiert wie in den Chefetagen, im Feuilleton der FAZ war es genauso Thema wie im Jugendmagazin "Bravo", dem Wissensmagazin "Galileo" auf Pro7 war die Angelegenheit ein zweistündiges "Galileo Spezial" wert und sogar der Bundestag musste sich nach einer kleinen Anfrage der SPD mit der Frage auseinandersetzen: Warum bloggt der Naumann nicht?
Ich möchte nun allen Spekulationen (Er ist zu faul! - Sein Internet ist kaputt! - Er hat gar keinen Computer! - Er ist ein Arsch!) ein Ende bereiten. Die Wahrheit ist, dass

a) mein Bleistift kaputt war
b) ich von der Existenz sogenannter Blogs bis eben keinen blassen Schimmer hatte
c) die Suppe übergekocht ist

Ihr dürft euch eine Antwort aussuchen.
Der Anlass für meinen nun ersten Eintrag ist ein Buch, welches von mir geschrieben wurde und für das ich Werbung machen möchte. Es heißt "Ich hartz dann mal ab" und hat 224 Seiten.
Was in Zukunft hier passieren wird, weiß ich noch nicht so genau. Vielleicht wird ja mein zweites Buch den nötigen Motivationsschub für einen weiteren Eintrag geben. Eventuell aber poste ich auch pausenlos Kochrezepte.