Robert Naumann


Chaussee der Enthusiasten

Dienstag, 7. Februar 2012

Schlechte Nazi-Filme

Gestern auf ZDF-Kultur zwei Filme zum Thema Neonazis gesehen. Leider fand ich beide schlecht und so bleibt es dabei, dass ich bisher keinen wirklich guten Film zum Thema gesehen habe, wobei "Die Kriegerin" (läuft aktuell im Kino) noch der beste war, weil zumindest vor allem die Hauptdarstellerin überzeugen kann und er einen gewissen Sog entwickelt, dem man sich trotz der Abstriche in Sachen Handlung, Logik und Authentizität schwer entziehen kann.
Die beiden Filme gestern waren schon etwas älter. "Leroy" (2007) ist eine satirische Liebeskomödie. Oder soll es sein. Bemüht witziges Laienspiel mit Botschaft, so würde ich den Film umschreiben. Zwei absolut talentfreie Hauptdarsteller, die vom Regisseur auch noch zu grauenhaften Dialogen gezwungen wurden.
Der ganze Film wirkt so bemüht auf Leichtigkeit und Witz getrimmt, die satirischen Elemente so unstimmig und unglaubwürdig, dass es mir eigentlich leicht fallen sollte, ein vernichtendes Urteil abzugeben. Aber irgendwie ist der Film auf eine dämlich-naive Art auch nett. Als würde einem ein nettes, aber musikalisch völlig unbegabtes Kind ein völlig verhunztes Lied vorsingen und dabei aber so überzeugend übers ganze Gesicht strahlen, dass man es einfach nicht übers Herz bringt, sich die Ohren zuzuhalten und zu schreien: "Hör auf!", sondern stattdessen zum Schluß sogar noch irgendwas anerkennendes murmelt.

Das kann einem bei "Kombat 16" nicht passieren, denn der Film ist keine Satire, sondern ein Drama, und trotzdem von vorn bis hinten albern. Das fängt schon an bei der Kleidung, die die drei jugendlichen Neonazis aus Frankfurt/Oder tragen. Vielleicht ist so eine Klamottensache ja unwichtig, aber für mich war der Film zu dem Zeitpunkt schon verloren, als die drei zum erstenmal mit ihren knielangen grünen Jacken auftauchten. Ich hab einfach keinem von denen den Neonazi abgenommen, und ja, ich weiß, dass Neonazis nicht nur Bomberjacken tragen und eine Glatze haben.
Es wimmelt von Logikfehlern und unglaubwürdigen Szenen. Höhepunkt ist wohl, als der Hauptdarsteller nach einem Besuch in seiner alten Heimat Frankfurt/Main erfährt, dass seine farbige Freundin ihn mit einem anderen betrügt, und er daraufhin auf der Rückfahrt im Zug unter Einfluß von viel Alkohol einen Spiegel mit der bloßen Faust zerschlägt und mit den Scherben sich die Haare vom Kopf schneidet. Aber vielleicht bin ich auch zu alt und habe nicht mitbekommen, dass heutige Jugendliche sich so verhalten.
Permanente, unglaublich bescheuerte Traumsequenzen schaffen es, das Niveau noch zu senken.

Eigentlich bin ich gar nicht so kritisch und lasse mich auch gern von Popcornkino unterhalten, aber Filme mit Neonazis bringen mich regelmäßig auf die Palme. Vielleicht habe ich aber bisher auch die falschen gesehen und es gibt gute Filme zum Thema? Schreibt doch mal in die Kommentare, ob ihr einen kennt.

PS: Mir ist aufgefallen, dass ich seit Ewigkeiten keinen echten Nazi-Skinhead mit Glatze, Bomberjacke, hochgekrempelten Jeans und Springerstiefeln mehr gesehen habe. Gibt's die gar nicht mehr?




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